Anfang Februar titelte eine überregionale große deutsche Zeitung „Der Lockdown geht weiter. Corona hat uns weiterhin fest im Griff“. Unser Praktikum hatte noch gar nicht begonnen, da stand es schon auf der Kippe. Die Sorge war groß. Doch am 05. Februar um 10.21 Uhr kam wie aus heiterem Himmel die erlösende Mail: Die Winter School 2021 findet statt! Dank des unermüdlichen Einsatzes des ganzen Teams konnte die School dann mit einem ausgetüftelten virtuellen Konzept pünktlich starten.
Sechs Wochen Praktikum ohne persönlichen Kontakt zu den Mitstreitern und den Anwälten, ohne in die Kanzlei zu fahren, um ein bisschen „Berufsluft“ schnuppern zu können. Wird das funktionieren? Spoiler: Ja, das hat es!!
Zur Begrüßung erreichte jeden von uns postalisch ein kleines Willkommenspaket mit Nervennahrung, einem Block und Bleistift mit RSD Logo. Am ersten Tag bezogen wir nicht wie gewohnt eines der KoZis, sondern trafen uns täglich mindestens einmal über MS Teams, wo es dann hieß „Können Sie mich hören?“, „Sie müssen ihr Mikrofon anschalten“ oder „Meine Internetverbindung macht mal wieder Faxen“. Selbst nach sechs Wochen „funktionierte“ die Kamera eines Schoolers immer noch nicht. Um irgendwie untereinander in Kontakt kommen und Absprachen treffen zu können, galt es dann zuerst eine WhatsApp-Gruppe zu erstellen. Alles nicht ganz einfach, aber wie sagt man bekanntlich: „auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“
Natürlich verfolgte uns Corona auch in unseren Aufträgen, hier eine Bibelgemeinde, da ein Krankenpfleger oder wütende Eltern von Grundschulkindern, die allesamt Eilrechtsschutz begehrten und sich gegen eine mal wieder erlassene, teils schon wieder außer Kraft getretene und zum x-ten Mal ersetzte Coronaschutzverordnung wendeten. Doch trotz dieses omnipräsenten Themas trudelten nach und nach viele weitere spannende Fälle in unser E-Mail-Postfach. Von Baurecht, Lebensmittelrecht, Medienrecht, Arbeitsrecht, über Prozessrecht, Gesellschaftsrecht, Glücksspielrecht, Strafrecht, Umweltrecht bis hin zu Vertragsrecht war alles vertreten, sodass uns ein umfassender Einblick in die vielfältige und bunte Welt der Juristerei gewährt werden konnte.
Ergänzt wurde dieser Einblick durch verschiedenste Vorträge. Philipp Hummel machte den Anfang und hielt einen beeindruckenden Vortrag zum privaten Baurecht. Ebenso enthusiastisch erklärte uns Udo Söns wie es zur Havarie in einem Bahntunnel kam. Wir merkten schnell, dass juristisches Verständnis allein nicht ausreicht und einem Juristen auch technisches Know-How abverlangt wird. „Iudex non calculat“ – von wegen.
Darüber hinaus erhielten wir von vielen Seiten nützliche Tipps für die Vorbereitung aufs Examen. Besonders viel Zeit nahmen sich dafür Moritz Gabriel, Manuel Kollmann und die jungen Anwält*innen Linda Jarosch und Patrick Schäfer. Manuel Kollmann und Tobias Ody gaben uns Einblicke ins Glückspielrecht, Cornel Potthast ins Erbrecht, Gernot Lehr ins Medienrecht, Christoph Schoppe ins Vergaberecht, Niklas Kindhäuser in das Wirtschaftsstrafrecht und zum Abschluss berichtete Moritz Gabriel etwas zum Anwaltsberuf im Verwaltungsrecht. Das Corporate-Team lud uns jede Woche zu ihrer Dienstagsbesprechung ein. So konnten wir die Zusammenarbeit der Anwält*innen live mitverfolgen. Ausnahmslos konnten wir feststellen, mit welcher Begeisterung die Anwält*innen von ihren Rechtsgebieten berichteten und es schafften, unser Interesse für jedwede, auch unbekannte Materien zu wecken.
Das Highlight dieses digitalen Praktikums stellte die Möglichkeit einer kurzen Kanzleibesichtigung dar. Endlich mal raus von zu Hause. In Zweier-Teams war es uns erlaubt, doch mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Es gab eine Besichtigung der gut ausgestatteten Bibliothek, kurze Blicke in Konferenz- und Aufenthaltsräume und zum krönenden Abschluss einen Kaffee im großen Konferenzraum mit fantastischer Aussicht über Bonn.
Das erste Mal persönlich sahen wir uns vor Gericht. Aber nicht so wie Sie jetzt vielleicht denken. So erhielten wir nicht nur Einblicke in die anwaltliche Rechtspflege, sondern auch in die richterliche Rechtsprechung. Besonders in Erinnerung blieben die strafrechtlichen Verhandlungen vor dem Schöffengericht. Für eine kurze Pause am Rhein war auch noch Zeit.
Auch hat die Winter School in besonderer Weise die Kompetenz zur Teamarbeit gefördert, was im juristischen Studium meist zu kurz kommt. Alles beginnt damit, die eintreffenden Arbeitsaufträge unter uns aufzuteilen, gemeinsame Dokumente zu erstellen und endet damit sich über die Formulierungen zu einigen, um schlussendlich ein gemeinsames Ergebnis abgeben zu können.
Dem ganzen Team, im Besonderen Cathrin Brünkmans, Moritz Gabriel, Manuel Kollmann und Katja Simoes, gebührt ein riesiges Dankeschön, uns in diesen schweren Zeiten trotzdem ein Stückchen Normalität vermitteln und die Teilnahme an der WinterSchool ermöglichen zu können. Auch wenn sich die Akten auf den Tischen stapeln und es laufend neue Mandate regnet, waren die Anwält*innen stets für uns erreichbar, hatten ein offenes Ohr, bezogen uns in Ihre Arbeit mit ein und weckten das Interesse an zahlreichen juristischen Fragestellungen. Dafür ein herzlichstes Dankeschön!
Wir alle hoffen nun ganz besonders, uns in naher Zukunft einmal persönlich kennenlernen zu können. Denn trotz der stets herrschenden Distanz aufgrund der Online Sitzungen haben wir sechs Wochen gemeinsam gearbeitet und Spaß gehabt.
Jetzt bleibt nur noch zu sagen, dass wir uns auf das Abschiedspaket und den damit verbundenen letzten gemeinsamen Abend freuen.
Die Winter School 2021
Katharina Dreymann, Constanze Gundelach, Florian Klein, Jennifer Rau, Lorenz Vanberg und Florian Wenzel